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Informationen über die konfliktreiche Geschichte Eritreas und die Militarisierung des Landes

Im Jahr 1961 beginnt der Unabhängigkeitskampf mit dem gewaltsamen Widerstand gegen die äthiopische Regierung. Während dieses Befreiungskampfes kommt es auch zwischen den eritreischen Gruppen zu Konflikten. Anfang der 70er Jahre formiert sich die Eritrean People’s Liberation Front (EPLF) aus abgespaltenen Truppen der Eritrean Liberation Front (ELF). Es kommt zu Kampfhandlungen zwischen den beiden Gruppen. Im Jahr 1981 wird die ELF in den Sudan vertrieben. Zehn Jahre später erreicht Eritrea seine Unabhängigkeit, die 1993 durch ein UN Referendum mit breiter Zustimmung seitens der eritreischen Bevölkerung angenommen wird.

Das Verhältnis zwischen Eritrea und den Nachbarländern ist angespannt. Zwischen 1998-2000 kommt es aufgrund von Grenzstreitigkeiten zu einem erneuten Krieg mit Äthiopien. Das Friedensabkommen von Algier schreibt den exakten Grenzverlauf vor. Äthiopien weigert sich jedoch seine Truppen vollständig vom eritreischen Staatsgebiet abzuziehen.

Im Jahr 2008 kommt es auch zu einem Grenzkonflikt mit Dschibuti. Eritrea besetzt Teile des dschibu-tischen Grenzgebiets und zieht seine Truppen erst 2010 wieder ab. Auch im Konflikt in Somalia spielt die eritreische Regierung nach Angaben der UN eine Rolle. Sie wird verdächtigt islamistische Gruppen zu unterstützen, darunter auch die al-Shabab-Milizen. Manche sprechen von einem „Stellvertreterkrieg“ zwischen Eritrea und Äthiopien auf somalischem Boden. Die tatsächliche Unterstützung ist schwer nachweisbar, dennoch verhängt der UN Sicherheitsrat Ende 2009 Sanktionen gegen Eritrea.

Diese Sanktionen vertiefen das eritreische Misstrauen in die internationale Staatengemeinschaft. Gemeinsam mit der steten Bedrohung durch Äthiopien (aufgrund des ungeklärten Grenzkonflikts) dienen sie dem Regime für Propagandazwecke und als Grundlage für eine beispiellose Militarisierung des gesamten Landes und seiner Bevölkerung: In den Jahren 1998 bis 2006 weist Eritrea den höchsten Militarisierungsgrad der Welt auf und liegt derzeit nach Nordkorea auf dem zweiten Rang. Kein Land in Afrika hat gemessen am BIP höhere Militärausgaben. Eritrea ist das letzte verbleibende Militärregime in Afrika. Alle Männer und Frauen im Alter von 18 Jahren werden zum Militärdienst verpflichtet. Dieser Nationalservice dauert formal 18 Monate, wird aber seit der Einführung der Warsay-Yikealo-Entwicklungskampagne (WYDC) im Jahr 2002 oft auf unbestimmte Zeit verlängert. Über 600.000 Eritreer/innen sollen seitdem zur Armee zwangsrekrutiert worden sein.

Der Zugang zu höherer Bildung führt ausschließlich über das Militär. Seit 2005 findet das Abschlussjahr der Sekundarschule im Militärcamp Sawa statt. Im Jahr 2006 wurde die einzige Universität des Landes in Asmara geschlossen. Der tertiäre Ausbildungsweg ist seitdem nur noch an Hochschulen unter militärischer Kontrolle möglich.

Desertion und Landesflucht sind derzeit die einzigen Möglichkeiten dem Militärdienst zu entkommen. Rund 1.800 Eritreer/innen desertieren oder flüchten monatlich. Im Jahr 2010 zählte die UNHCR rund 222.500 Flüchtlinge. Damit weist Eritrea weltweit die höchsten Flüchtlingszahlen im Verhältnis zur Einwohnerzahl auf. Dies geschieht trotz drakonischer Strafmaßnahmen, wie standesrechtliche Erschießungen, Inhaftierung und Folter. Auch die Familien der Geflohenen werden durch Geldstrafen und Inhaftierung (bei Zahlungsunfähigkeit) in Mitleidenschaft gezogen. Bekannte Beispiele für Flucht sind die Desertion von 230 eritreischen Soldaten, die ihren Einmarsch in Dschibuti als Gelegenheit nutzten, oder die Flucht der gesamten Fussballnationalmannschaft bei einem Auswärtsspiel in Kenia.