U4E fragen an …

4 Fragen-Interviews rund um die Themen Eritrea, Diaspora & Engagement

 

Omid Nouripour, Sprecher für Außenpolitik der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Bundestag und Mitglied im Ausschuss für Menschenrechte und humanitäre Hilfe

Omid Nouripour äußert sich oft kritisch gegenüber dem Regime in Eritrea und insbesondere über die Bemühungen der deutschen Bundesregierung die Anzahl der Flüchtlinge aus Eritrea mit herkömmlichen Methoden der Entwicklungshilfe zu reduzieren. Wir hatten Gelegenheit im Fragen zu stellen (ausnahmsweise nur 3 statt 4 ;)).

Omid

Sie haben in der Vergangenheit wiederholt die Zusammenarbeit der deutschen Regierung mit Eritrea im Rahmen der „Khartoumer Erklärung“ als „Unterstützung für Diktatoren“ kritisiert. Wie könnte grundsätzlich eine für Sie politisch sinnvolle Zusammenarbeit aussehen?

Das Problem ist nicht die Zusammenarbeit an sich, sondern die Geisteshaltung, die hinter einem Großteil der Khartoum-Maßnahmen steht: nämlich kurzfristige Maßnahmen zur Verhinderung von Fluchtbewegungen. Man denkt, wenn man autoritäre Regierungen unterstützt, würden sie dafür sorgen, dass niemand mehr aus ihren Ländern flieht. Dabei ist das genaue Gegenteil der Fall. Eine politisch sinnvolle Zusammenarbeit bestünde darin, die autoritären Strukturen abzubauen und auf dieser Grundlage gemeinsam an einer Verbesserung der Lebensgrundlagen zu arbeiten.

Yemane Gebreab, ein hoher Repräsentant der eritreischen Diktatur, ist als Gast der „Deutschen Afrika Stiftung“ am 08.09. zum „Dialogforum Eritrea“ eingeladen. Auffallend ist die Abwesenheit von oppositionellen Stimmen. Wie beurteilen Sie diese Einladung?

Ich begrüße es grundsätzlich, dass sich Yemane Gebreab einer öffentlichen Debatte in Deutschland stellen muss. Die Organisation einer solchen Veranstaltung ist aber eine große Herausforderung, auch weil es eine Premiere ist. Das ist vielleicht nicht ganz rund gelaufen. Wenn der Dialog mit Eritrea fortgeführt wird, muss es auch eine Verstetigung und Öffnung des politischen Dialogs geben.

Sie meldeten sich auch zum 25. Jährigen Jubiläum Eritreas zu Wort und sprachen davon, dass es „Keinen Grund zum Feiern“ gäbe. Gab es zu diesem Statement eigentlich Reaktionen aus der eritreischen Community?

Dass dieser Satz die Überschrift des Artikels wurde, bedauere ich etwas. Denn natürlich gibt es etwas zu feiern, wenn ein Land seine Unabhängigkeit erkämpft hat. Ich wollte nur betonen, dass die derzeitigen Probleme im Land einen tiefen Schatten auf diesen Erfolg werfen. Es gab natürlich Reaktionen auf diesen Text. Ich empfehle einen Blick auf die Kommentarspalte im Tagesspiegel. Die Beiträge dort umfassen das ganze Meinungsspektrum zu diesem Thema.

 


 

Hawelti & Awet, Teilnehmende bei ‚U4E – Get Involved! II‘

Im Rahmen von ‚U4E – Get Involved! II‘ hatten wir Gelegenheit mit Awet und Hawelti zu sprechen. Sie waren aus Wuppertal und Bad Homburg zur Konferenz in Frankfurt/Main angereist.

Wie seid Ihr auf die Aktivitäten von U4E aufmerksam geworden?

Awet: Auf die Aktivitäten von U4E bin ich durch facebook aufmerksam geworden.

Hawelti: Ich bin ebenfalls über facebook auf die Aktivitäten von U4E aufmerksam geworden. Letztes Jahr im Oktober war ich zum ersten Mal bei einer Konferenz von U4E. Ich habe einen Post auf Facebook gelesen, dass es eine Konferenz in Frankfurt geben wird und habe mich entschieden dabei zu sein.

Mit welchen Erwartungen bist Du zur Konferenz gekommen?

Hawelti: Meine Erwartung war, dass zahlreiche junge Leute zur Konferenz erscheinen – vor allem junge Leute, die sich zur politischen Situation in Eritrea noch keine Meinung gebildet hatten.

Awet: Ich habe erwartet andere kennenzulernen, die ähnliche Ziele verfolgen wie ich, so dass wir vernetzt gemeinsam Themen angehen können, die mit Eritrea zusammenhängen.Besonders toll fand ich die Podiumsdiskussion und das dazu zahlreiche am Thema „Flucht und Fluchtgründe aus Eritrea“ Interessierte erschienen waren. Ebenso erfreulich fand ich, dass auch Menschen anwesend waren, die deutscher Herkunft sind.

Wie kann sich die eritreische Diaspora Jugend noch besser vernetzen?

Awet: Ich denke, dass das Vorgehen von U4E ein gutes Beispiel dafür ist, wie sich die eritreische Diaspora Jugend vernetzen kann. Besonders wichtig ist, dass man im Internet und somit auch bei facebook zu finden ist, da die meisten dort sind und so auch viel einfacher die Aktivitäten der jeweiligen Organisationen verfolgen können.

Hawelti: Jede Eritreerin und jeder Eritreer muss sich verantwortlich fühlen und die Probleme in Eritrea wahrnehmen. Jede/r muss ihrem/seinem Gewissen folgen und etwas für die Befreiung Eritreas beitragen. Denn wie wir alle wissen, bringt uns Immunität auf dem Kampf gegen die Militärdiktatur in Eritrea nicht weiter. Wir, die eritreische Jugend in der Diaspora haben die Chance bekommen, in der Demokratie zu leben. Die Aufgabe unser lang unterdrücktes Volk endlich zu befreien, müssen wir als unser zentrales Ziel sehen und uns bereit erklären dafür zu kämpfen. Es gibt die Möglichkeit sich in einer der Organisationen, die sich für Freiheit und Demokratie in Eritrea einsetzen, aktiv zu beteiligen. Dazu haben wir auch den Zugang zu den sozialen Medien und können uns untereinander austauschen und Informationen besser verteilen. Das Internet spielt eine sehr wichtige Rolle in der Vernetzung der eritreischen Diaspora. Und das müssen wir nutzen, wir können mit Hilfe der sozialen Medien zusammenarbeiten und uns gegenseitig helfen, trotz der Tatsache, dass wir alle verteilt leben.

Was ist deine Motivation Dich aktiv einzubringen?

Hawelti: Meine Motivation sind die Menschen in Eritrea, die ein Leben in Freiheit mehr als verdient haben. Meine Motivation sind die Menschen, die ihr Leben für Freiheit geopfert haben. Ich bin davon überzeugt, dass auch Eritrea bald ein demokratischer Staat werden kann, wo alle in Freiheit leben können. Und ich weiß, dass das Regime stürzen wird, es ist nur eine Frage der Zeit. Es haben viele, viele Menschen ihr Leben gegeben, um die Unabhängigkeit zu erhalten, viele Kinder mussten ohne Eltern aufwachsen, viele Familien mussten ein oder mehrer Angehörige verlieren. Und immer noch hat das Leid der Eritreer/innen kein Ende. Der Gedanke, dass das alles nicht für eine Diktatur gewesen sein muss, motiviert mich, mich aktiv einzubringen.

Awet: Da ich aus Eritrea komme liegt ein grundsätzliches Interesse fürs Volk und Land vor. Was mich jedoch umso mehr motiviert mich aktiver einzubringen, hängt mit dem Menschheitsverbrechen zusammen, welches durch die eritreische Militärdiktatur seit Jahrzehnten begangen wird. Ich denke, dass wir in der Diaspora lebende Menschen, ob jung oder alt, es uns nicht leisten können tatenlos zu zusehen, wie jegliche Menschenrechte in Eritrea mit Füßen getreten werden. Daher ist es von besonderer Bedeutung, dass wir uns organisieren und alles Mögliche machen, um weiteres Unrecht zu verhindern.

 


 

„Konkrete Schritte für einen politischen Wechsel“ – Miriam September, Vorstandsmitglied EYSC

Vom 29.08.- 01.09.2014 findet auch in diesem Jahr erneut das von EYSC organisierte ‚Bologna Summit‘ statt. Wir  sprachen mit Vorstandsmitglied Miriam September. 

Letztes Jahr fand das ‚Bologna Summit‘ zum ersten Mal statt. Wie waren eure Erfahrungen?  
Letztes Jahr war es eher spontan organisiert, wir haben nur zwei Monate vor der Konferenz mit den Vorbereitungen begonnen. Vor diesem Hintergrund war das summit mit Teilnehmenden aus ganz Europa und Nordamerika sehr erfolgreich. Wir hatten einen besonders großen Anteil an jungen Frauen. Das hat uns besonders gut gefallen. Zudem waren sehr unterschiedliche Gruppen mit diversen Hintergründen da. Gerade die respektvolle Atmosphäre und der gute Austausch haben die vielen Diskussionen besonders anregend gemacht.

Welche konkreten Verabredungen gab es?
Wir haben diverse politische Vorschläge gesammelt, die bis zu Bologna  2014 umgesetzt werden sollten und sind gespannt, wie es nun weiter geht.

Das  Bologna 2014 summit steht vor der Tür. Wie ist der aktuelle Stand?
Die letzten Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Und wie auch im letzten Jahr ist klar, dass die Diaspora einen großen Wunsch nach politischen Veränderungen hat. Wir bekommen erneut sehr viel Zuspruch gerade von jungen Menschen und sind sicher, dass wir auf dem richtigen Weg sind.

Welche Schwerpunkte habt ihr für dieses Jahr gewählt?
Wir wollen auch dieses Jahr versuchen, konkrete Schritte für einen politischen Wechsel zu gehen. Darum werden wir beispielsweise mit der „Road Map of Action“ einen passenden Abschluss finden, den es gemeinsam zu diskutieren und abzustimmen gilt.  Einer der wichtigsten Punkte der Konferenz wird die Frage sein, wie die eritreische Opposition einen ‚organischen‘ und friedvollen politischen Wechsel innerhalb Eritreas unterstützen kann – nach dem Vorbild der Ägyptischen Revolution. Zudem bleiben wir aber auch an den Themen “National Service” und der “Vision 20/20 dran. Es gibt viel zu besprechen. Kommt vorbei, diskutiert mit und geht mit uns gemeinsam den Weg für ein besseres Eritrea.

Hier geht’s zum Programm und weiteren Hintergrundinformationen

http://www.eysc.net/?page_id=883